Alter Schwede

Dieser Stein, ein so genannter Findling, ist ein grobkörniger Granit. Die dunkle polierte Fläche auf der oberen Seite ist eine Amphibolitlage. Das spricht dafür, dass der Granit aus einem sedimentären Ausgangsgestein entstanden ist. Granit hat eine Dichte von ca. 2.700 kg/m³. Bei den Abmaßen von ca. 100 x 80 x 60 cm hat dieser Stein ein Gewicht von mehr als 700 kg.

Die starke Rundung zeigt, dass es sich um ein Geschiebe handelt, dass im Zuge der Vereisungen während des Quartärs (2,6 Millionen – ca. 10.000 Jahre vor heute) aus Skandinavien in unser Gebiet transportiert wurde. Unser Gebiet erreichten die Eisvorstöße der Elster-Kaltzeit (vor ca. 400.000 – 320.000 Jahren), der Saale-Kaltzeit (vor ca. 300.000 – 126.000 Jahren) und der Brandenburger Vorstoß der Weichsel-Eiszeit (ca. 24.000 – 22.000 Jahren). Die Weichsel-Eiszeit dauerte noch bis vor 11.700 Jahren an, erreichte dann aber nur noch das Gebiet von Vorpommern.

 

Wahrscheinlich kam dieser Stein mit dem Brandenburger Vorstoß der Weichsel-Eiszeit zu uns nach Mittenwalde, also vor ca. 22.000 Jahren.

Wir nennen unseren Granit-Findling „alter Schwede„ weil er sehr alt ist. Die jüngsten magmatischen Gesteine Skandinaviens sind ca. 920 Millionen Jahre alt. Die Ältesten mehr als 2 Milliarden Jahre.

Anhaftend an dem Stein sind an einigen Stellen noch Mörtelreste zu erkennen, die wahrscheinlich vom Einbau in eine Mauer stammen. Hier könnte es sich nach dem Fundort zu urteilen (Mauerstraße), um einen Fundamentstein in der Stadtmauer handeln, die um ca.1300 zum Schutz gegen Angreifer mit einem doppelten Wallgraben um Mittenwalde errichtet wurde. Später wurde dieser Stein vermutlich im Fundament eines Gebäudes, dass in der Mauerstraße stand, verwendet. Geborgen wurde dieser Stein in 2019 bei Straßenarbeiten in der Mauerstraße, aufgestellt, wie Sie ihn hier sehen, durch die Firma Ulf Ender. Die o.g. Informationen zum Stein wurden durch die freundliche Unterstützung von Herrn Dr. Hagen Feldrappe, Geologe, zugearbeitet. Die polierte Fläche stellte Steinmetzmeister Thomas Fluthwedel aus Mittenwalde her. Weiter danken wir der Firma Thomas Behling sowie Herrn Roland Fiebig für ihre Unterstützung.

Um diesen Stein nicht wieder seiner Geschichte zu überlassen, habe ich mir vorgenommen ihn hier zu präsentieren.

Die Findlinge, große und kleinere Feldsteine kann man in unserer Umgebung überall finden. Sie sind im Pulverturm, in Fundamenten von Hauswänden und als Pflastersteine in den Straßen von Mittenwalde präsent. Regelmäßig werden bei Straßenbauarbeiten oder anderen Arbeiten im Boden Steine dieser Art gefunden. Auf meinem Hof in der St. Moritz-Kirchstraße 1 habe ich selbst bei den Sanierungsarbeiten unseres Hauses einen Findling gefunden. Dieser hatte eine Größe von ca. 120 x 80 x 80 cm. Er war so schwer, dass wir ihn nicht entfernen konnten. Er liegt noch immer, nun etwas tiefer, unter unserem Hof.

Aber was bewegte mich diesen Findling genau hier zu präsentieren.

Sicher nehmen viele Menschen diese Steine nicht wirklich war. Ich wollte also mehr wissen. Wo kommen Sie her und was können Sie uns erzählen? Ich fing an, mich für die Geschichte dieses Steinens, der recht groß ist und eine grau/schwarze Schicht an der Oberfläche hat, zu interessieren. Ein Geologe gab mir wichtige Informationen. Vor ca. 22.000 Jahre kam er vermutlich mit der Eiszeit hier nach Mittenwalde. Durch sein hohes Gewicht von ca. 700 kg muss er sich wohl für Befestigungsanlagen besonders geeignet haben. Weit transportieren wollte man ihn auch im Jahre 1300 sicher nicht. So gehen wir heut davon aus, dass dieser Stein, nach seinem Fundort zu Folge, seine Geschichte in der Befestigungsmauer um Mittenwalde begann. Diese wurde in späterer Zeit abgetragen. Die Steine, die besonders groß waren, wurden für Fundamente umliegender Häuser verwendet. Durch die Jahrhunderte, Stadtbrände, Abriss, Um- und Neubauten veränderte sicher auch dieser Stein seine Lage, bis er nicht mehr benötigt wurde und unter den Pflastersteinen der Mauerstraße bis 2019 verschwand.

Mit vielen anderen Steinen lag er nun da. Wie anfangs erwähnt, hatte er eine Besonderheit die mein Interesse geweckt hat.

Geschichte zu Mittenwalde:

Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Mittenwalde